Die MS ist nach der Epilepsie die zweithäufigste neurologische Krankheit, die im frühen und mittleren Erwachsenenalter zu Störungen führt und die häufigste chronisch-entzündliche Erkrankung des Nervensystems. Die genaue Zahl der an einer MS erkrankten Menschen ist wie bei fast allen Krankheiten nicht bekannt. Bei der MS hängt das Erkrankungsrisiko zudem noch davon ab, in welchem Land man lebt und selbst innerhalb eines Landes gibt es Gegenden mit höherem oder niedrigerem MS-Risiko.

Bei den Angaben zur Häufigkeit einer Krankheit sind in erster Linie die Zahl der Neuerkrankungen und die Zahl der insgesamt betroffenen Menschen von Interesse.

Die Zahl von Neuerkrankungen in einem bestimmten Zeitraum (meist einem Jahr) wird als Inzidenz bezeichnet. Bezieht man diese Zahl auf einen bestimmten Teil der Bevölkerung (meist 100 000 Menschen), so ergibt sich die Inzidenzrate. Die Inzidenzrate der MS wird in den deutschsprachigen Ländern auf etwa fünf bis sechs pro 100 000 geschätzt (ähnliche Werte werden auch für Luxemburg geltend gemacht). Bei rund 80 Millionen Einwohnern sind dies in Deutschland etwa 4500 neue MS-Erkrankungen pro Jahr. In: Österreich und der Schweiz ergeben sich entsprechend jeweils rund 350 bis 400 Neuerkrankungen pro Jahr.

Die Zahl der zu einem bestimmten Zeitpunkt von einer Störung oder Krankheit betroffenen Menschen wird als Prävalenz bezeichnet. Sie wird neben der Zahl an Neuerkrankungen durch die Krankheitsdauer bestimmt. Die durchschnittliche Lebenserwartung wird durch eine MS kaum verkürzt, sodass die meisten Betroffenen viele Jahrzehnte mit ihrer Krankheit leben. Die MS-Prävalenz wird in den deutschsprachigen Ländern auf rund 150 Kranke pro 100 000 Einwohner oder ein bis zwei Betroffene auf 1000 Einwohner geschätzt. Für Deutschland entsprechen dem insgesamt etwa 120 000 Menschen mit MS, für Österreich und die Schweiz jeweils etwa 10 000 Menschen. Weltweit wird von bis zu 2,5 Millionen MS-Kranken ausgegangen.

Weil viele Menschen (und auch deren Ärzte) geringfügige Störungen nicht besonders ernst nehmen oder weil Schwierigkeiten bei der richtigen Einordnung bestehen, liegen die tatsächlichen Zahlen wahrscheinlich noch höher. Dafür spricht unter anderem auch die Beobachtung, dass die mikroskopische Untersuchung des Nervensystems von Menschen, die aus anderen Gründen verstorben waren, bei bis zu einem von 500 die typischen Veränderungen einer MS zeigte, ohne dass diese Diagnose zu Lebzeiten gestellt worden war.