Das Auftreten einer MS im Kleinkindes- oder sogar Säuglingsalter ist äußerst selten, und auch bis zum zehnten Lebensjahr beginnen weniger als ein halbes Prozent aller MS-Erkrankungen. Bis zum 15. Lebensjahr sind es dann aber immerhin schon fünf Prozent oder einer von 20 Betroffenen. Bei Jugendlichen ist der Geschlechtsunterschied mit bevorzugtem Auftreten bei Mädchen noch deutlicher als bei Erwachsenen. Obwohl es sich grundsätzlich bei der kindlichen MS um die gleiche Erkrankung wie im Erwachsenenalter handelt, sind dennoch einige Besonderheiten von Bedeutung.
Häufige Erstbeschwerden bei Kindern sind Gleichgewichts-, Seh- und Gefühlsstörungen, nur selten Lähmungserscheinungen und nur sehr selten Blasenentleerungsstörugen. Bei etwa einem Drittel der Kinder und Jugendlichen beginnt die MS mit relativ heftigen “polysymtomatischen” (vielfältigen) Beschwerden, wie Kopfschmerzen, Uebelkeit, Brechreiz, Fieber, Bewusstseinsstörungen, epileptischen Anfällen,, halbseitigen Lähmungen oder Gefühlsstörungen oder Hinweisen auf Störungen im Bereich des Kleinhirns und Hirnstamms. Ein bei Erwachsenen häufiger “monosyntomatischer” (nur mit einer Beschwerde, wie z.B. Kribbels uns Sehstörungen, einhergehender) Beginn ist seltener.
Im Vergleich zu Erwachsenen ist ein primär chronisch-progredienter Verlauf seltener und tritt bei weniger als 10% der Kinder auf. Auch die Entwicklung einer sekundär chronisch-progredienten Verlaufsform scheint seltener zu sein als bei Erwachsenen und fand sich in einer Untersuchung Der Universitäts-Kinderklinik Göttingen nach 5 Jahren nur bei etwa 5 Prozent. Allerdings ist die Langzeitsprognose der MS in Kindesalter weitgehend unbekannt.
Weil spezielle Studien für das Kindesalter fehlen, orientiert sich die Behandlung einer kindlichen MS an den Erfahrungen bei Erwachsenen. Neben der medikamentösen Therapie ist gerade im Kindesalter eine psychologische Mitbetreuung zur Krankheitsbewältigung sowie eine möglichst frühzeitige und konsequente Krankengymnastik wichtig.
Obwohl der Krankheitsverlauf bei jüngeren Erwachsenen tendenziell mit einer besseren Prognose verknüpft ist, bedeutet dies nicht, dass eine MS mit Beginn im höheren Lebensalter in der Regel einen ungünstigen Verlauf hätte. Ganz im Gegenteil: Bei älteren Betroffenen sind gutartige Verlaufsformen vergleichsweise häufig.