Eine auch als Fatigue (englisch = Ermattung, Ermüdung, Müdigkeit) bezeichnete verminderte körperliche Leistungsfähigkeit mit abnorm rascher Ermüdung und Erschöpfung sowie Müdigkeit wurde lange Zeit auch von vielen Ärzten bei einer MS nicht ausreichend ernst genommen. Inzwischen weiß man, dass dies eines der häufigsten Probleme von MS Betroffenen ist. Was genau die körperliche Grundlage dafür ist, ist noch unbekannt. Unter anderem können Entzündungen, die gestörte Leitfähigkeit der Nervenfasern, Nebenwirkungen mancher Medikamente, Schlafstörungen oder auch eine vermehrte Anstrengung bei bestehender Behinderung dazu beitragen; manchmal sind diese Störungen auch Ausdruck einer Depression. Kennzeichen der MS-spezifischen Müdigkeit und Ermüdung sind:

  • grundlegend andere Qualität gegenüber normaler Müdigkeit, Verstärkung durch Hitze,
  • Abnahme durch kühle Temperaturen,
  • Förderung des Auftretens anderer Symptome.

Manchmal reicht es, beim Auftreten entsprechender Zeichen eine Ruhepause einzulegen. Zusätzlich können physiotherapeutische Maßnahmen günstig sein, auch um Komplikationen wie Kontrakturen zu vermeiden. Dabei müssen Betroffene nicht befürchten, durch die bei einer Physiotherapie auftretende Belastung ihrem Körper eher zusätzlich zu schaden als zu nutzen, sofern beachtet wird, dass es zu keiner regelrechten Erschöpfung kommt.

Muskelschmerzen können zu einem erhöhten Kalorienbedarf bei der Nahrungszufuhr führen, um den vermehrten Anforderungen gerecht werden zu können. Schmerzen können zu nächtlichen Schlafstörungen führen, was auch bei Gesunden Ursache einer abnorm starken Ermüdung sein kann. Obwohl dies nicht genau zu fassen und zu beschreiben ist, scheinen Menschen mit einer MS eine ganz bestimmte Form an vermehrter Müdigkeit und Erschöpfung zu haben, die sich von vielen anderen Formen unterscheidet.

Bei einem größeren Teil der Betroffenen tritt das Gefühl einer Erschöpfung und starken Müdigkeit auch unabhängig von Belastungen auf, bevorzugt am späten Nachmittag oder frühen Abend. Hier hilft oft auch eine Ruhepause nicht und medikamentöse Behandlungsversuche können erforderlich sein.