Sprechstörungen bei MS sind in der Regel Folge von Koordinations- oder Abstimmungsstörungen der Sprechmuskeln. Wie auch bei der sonstigen Körpermuskulatur ist das Kleinhirn dafür zuständig; Wortwahl und Wortverständnis bleiben erhalten.
Sprechstörungen bestehen am häufigsten in einem als Dysarthrie bezeichneten undeutlichen, »verwaschenen« Sprechen oder auch »Nuscheln«. Ursache einer Dysarthrie ist eine Lähmung oder ein gestörtes Zusammenwirken der Zunge und der sonstigen Sprechmuskulatur. Relativ selten kommt es zu einem »abgehackten«, an falschen Stellen durch unwillkürliche Pausen unterbrochenen Sprechen, bei dem Wortteile getrennt und im Extremfall die Silben einzeln und voneinander abgesetzt werden (skandierende Sprache).
Störungen der Stimmbildung wie raues oder heiseres Sprechen werden als Dysphonie bezeichnet. Sie zeigt sich durch Störungen im Bereich des Tonhöhen- und Lautstärkeumfangs beim Sprechen. Dabei kann es Betroffenen mit einer Ataxie zum Beispiel gänzlich unmöglich sein, leise zu sprechen oder zu flüstern. Eine ungenügende Anspannung der Stimmlippen des Kehlkopfes zeigt sich häufig in einer heiseren, rauen Stimmqualität.
Viele MS-Betroffene haben eine als Dysarthrophonie bezeichnete Kombination aus Dysarthrie und Dysphonie mit gleichzeitiger Störung der »Sprachmelodie« und mehr oder weniger undeutlicher, »verwaschener« Sprache, die zusätzlich zu leise oder zu laut ist. Als Besonderheit kann es bei einer MS darüber hinaus auch zu plötzlichen, anfallsweise auftretenden Sprechstörungen (in der Fachsprache: paroxysmale Dysarthrie) kommen.