Eine neuropsychologische Untersuchung besteht aus einer Reihe von Tests der verschiedenen Leistungsbereiche des Gehirns wie zum Beispiel Konzentration, Gedächtnis, Problemlösung und Sprache. Störungen einzelner oder mehrerer dieser Bereiche werden auch als kognitive Störungen bezeichnet (siehe S. 85). Bei der neuropsychologischen Untersuchung werden sowohl eventuelle Störungen der kognitiven Leistungen als auch entsprechende Stärken erfasst. Auf der Grundlage dieser Befunde können mit den Betroffenen oft Möglichkeiten eines Ausgleichs vorhandener Schwächen mit vorhandenen Stärken besprochen werden. So kann einem Betroffenen mit Gedächtnisstörungen auf der Grundlage von Abrufstörungen oft durch eine verbesserte Organisation und das Verwenden von Erinnerungsstützen geholfen werden, während bei Gedächtnisstörungen auf der Grundlage von Aufmerksamkeits- oder Konzentrationsstörungen Strategien Erfolg versprechend sind, die ein Ablenken verhindern und die Fähigkeit stützen, sich auf eine Angelegenheit oder ein Problem zu konzentrieren.
Bei einer neuropsychologischen Untersuchung werden verschiedene »geistige« Funktionen des Gehirns wie Wahrnehmen, Lernfähigkeit, Sprachverarbeitung oder das Gedächtnis überprüft, die Ergebnisse mit denjenigen gleich alter Gesunder verglichen und Aussagen über Stärken und Schwächen gemacht. Wenn bei insgesamt normaler Intelligenz und Leistungsfähigkeit des Gehirns einzelne Funktionen beeinträchtigt sind, spricht man von Teilleistungsschwächen. Häufige Teilleistungsschwächen betreffen beispielsweise die Einstellungs- und Umstellungsfähigkeit, das Erfassen des Wesentlichen und Überblicken von Zusammenhängen oder die Sprachaufnahme und Sprachverarbeitung. Hirnfunktionsstörungen können auch die Ursache von Aufmerksamkeitsund Konzentrationsstörungen, Leistungsschwankungen, vermehrter Ablenkbarkeit oder erhöhter Ermüdbarkeit sein.
Das Ergebnis einer neuropsychologischen Untersuchung kann auch für die Beziehungen innerhalb einer Familie oder gegenüber Freunden nützlich sein. Wenn Betroffene auf grund ihrer kognitiven Störungen befürchten, verrückt zu werden oder ihre Angehörigen davon ausgehen, dass Gedächtnisstörungen willkürlich vorgetäuscht werden, führt dies häufig zu mit viel Stress verbundenen und schmerzhaften Selbstzweifeln und fehlendem Verständnis. In einer derartigen Situation kann das Ergebnis einer neuropsychologischen Untersuchung der erste Schritt in Richtung eines wiederhergestellten Selbstwertgefühls, einer Verbesserung innerfamiliärer Beziehungen und einer Entwicklung von angemessenen Bewältigungsstrategien sein.