Die Antwort auf diese Frage hängt unter anderem von den zur Verfügung stehenden anderen Untersuchungs möglichkeiten ab. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Ergebnis einer Lumbalpunktion weiterhilft, ist umso größer, desto unklarer die Situation mit den bereits durchgeführten Untersuchungen ist (z. B. bei einer anfänglich noch normalen Magnetresonanztomographie, ). Bei eindeutiger Klinik mit mehreren Schüben und Hinweisen auf an verschiedenen Orten im Zentralnervensystem liegende Schädigungen sowie typischen Befunden bei der Magnetresonanztomographie und bei den evozierten Potenzialen kann unter Umständen auf eine Lumbalpunktion verzichtet werden.
Andererseits gibt es vielfältige Ursachen von MRT-Veränderungen, und der Nachweis einer Entzündung kann zumindest bislang zweifelsfrei nur mit einer Lumbalpunktion erfolgen. Sie rundet die Untersuchungen gewissermaßen ab und bildet bei den Zusatzuntersuchungen neben Bildgebung (Magnetresonanztomographie), evozierten Potenzialen und sonstigen elektrophysiologischen Untersuchungsverfahren die »dritte Säule«.
Früher war es in manchen Kliniken üblich, selbst MS-Betroffenen mit klinisch sicherer Diagnose bei jedem neuen Schub immer wieder eine Lumbalpunktion zuzumuten. In aller Regel ist dies aber nicht mehr erforderlich, wenn ein früherer Liquorbefund schon einmal zu einer Diagnosesicherung geführt hat und danach ein erneuter Schub oder eine sonstige Verschlechterung auftritt. Der Hauptgrund für ein anderes Vorgehen bestand früher häufiger darin, die Betroffenen damit zu einer ansonsten kaum zu rechtfertigenden stationären Aufnahme zu bewegen. Im Zweifelsfall lohnt sich immer eine Rücksprache mit dem behandelnden Neurologen, ob eine Lumbalpunktion wirklich erforderlich ist. Wenn sie ehrlich sind, Würden die meisten Ärzte damit bei sich selbst auch nicht allzu großzügig sein.