Manche Fachleute schlagen vor, man sollte am besten überhaupt nicht von MS-typischen Veränderungen sprechen. Es kommt immer wieder vor, dass bei Betroffenen mit vermeintlich typischen oder sogar »klassischem Befunden im Magnetresonanztomogramm (MRT) im weiteren Verlauf doch eine andere Krankheit festgestellt wird . Noch problematischer ist der Ausdruck MS-beweisende Veränderungen; ebensso wie bei allen anderen Untersuchungs methoden gibt es auch bei der MRT keinen Befund, der nur bei einer MS vorkommen kann. Eigentlich wäre es deswegen besser oder genauer, wenn man von Veränderungen sprechen würde, die u.a. mit einer MS vereinbar sind. Diese Probleme haben dazu geführt, dass sich Experten darüber Gedanken gemacht haben. welcher MRT-Befund mit größter Sicherheit für eine MS spricht und so am ehesten andere Ursachen ausschließt. Untersuchungen hierzu würden vor allem durch den Holländer Barkhof durchgeführt, weshalb man in diesem Zusammenhang häufiger auch von den “Barkhof-Kriterien” spricht.
Mindestens drei der nachfolgend genannten vier Kriterien müssen erfüllt sein, um von einem MS-typischen Befund sprechen zu können:
- eine Gadolinium aufnehmende (Gd-positive) Läsion oder mindestens neun hyperintense Läsionen in T2-gewichteten Aufnahmen (sofern keine Gd-positive Läsion nachweisbar ist),
- mindestens eine Läsion in der hinteren Schädelgrube (infratentoriell im Bereich des Hirnstamms oder Kleinhirns),
- mindestens eine Läsion im Übergangsbereich zwischen Marklager und Hirnrinde (juxtakortikal),
- mindestens drei an die Hirnkammern angrenzende (periventrikuläre) Läsionen.
An dieser Stelle sei kritisch angemerkt, dass es sich um sehr strenge Kriterien handelt, die viele Betroffene vor allem am Anfang ihrer Erkrankung noch nicht, bisweilen sogar auch im späteren Verlauf nie erfüllen. Dies bedeutet aber nicht, dass sie deshalb nicht an einer MS erkrankt wären. In Verbindung mit anderen Untersuchungsmethoden und Befunden kann in diesen Fällen dann durchaus mit großer Sicherheit die Diagnose gestellt werden.