Nein, bislang ist MS leider immer noch nicht heilbar. Die fehlende Heilungsmöglichkeit ist aber in der Medizin bei vielen Krankheiten noch eher die Regel als die Ausnahme. Auch ein Zuckerkranker oder die meisten Patienten mit erhöhtem Blutdruck können nicht geheilt werden, sondern es ist bislang nur möglich, die Krankheitserscheinungen lindernd (symptomatisch) zu behandeln. Solange die genauen Ursachen noch nicht bekannt sind, wäre es mehr oder weniger Zufall, wenn eine Behandlung zur Heilung der MS entwickelt werden könnte. Es stehen aber bereits eine Reihe mehr oder weniger wirksamer Mittel und Maßnahmen zur Verfügung, um eine Verschlechterung aufzuhalten, Schübe zu verhüten oder abzuschwächen und Ausfälle eventuell wieder rückgängig zu machen. Diese Maßnahmen bestehen neben der medikamentösen Behandlung in physikalischer Therapie und Krankengymnastik, dalüber hinaus in psychologischer Beratung und Unterstützung, zum Beispiel bei Problemen in Zusammenhang mit einer Berufstätigkeit.
Ein großes Problem bei der Bewertung des Erfolges verschiedener Methoden zur Behandlung der MS besteht darin, dass man im Einzelfall nie weiß, wie sich die Beschwerden ohne Behandlung entwickeln würden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich zwei Drittel der Störungen bei einem akuten Schub innerhalb von wenigen Wochen von alleine wieder verlieren oder deutlich bessern. Daraus darf aber nicht abgeleitet werden, dass eine Behandlung überflüssig wäre. Wissenschaftliche Untersuchungen in den letzten Jahren haben eindeutig nachgewiesen, dass die zurzeit durchgeführten Behandlungsmaßnahmen und insbesondere eine
Interferonbehandlung im Vergleich zu einer unbehandelten Kontrollgruppe einen günstigen Effekt auf den Krankheitsverlauf zeigen. Eine Behandlung mit Interferon-beta kann die Häufigkeit und Schwere von MS-Schüben vermindern und das Fortschreiten einer Behinderung verzögern.
Auch weil schon sehr früh ein irreversibler Verlust an Nervenzellen auftreten kann und eine entsprechende Hirnatrophie bei der Magnetresonanztomographie schon bei der Erstuntersuchung ein ungünstiges prognostisches Zeichen für den weiteren Verlauf ist, sollte eine Interferonbehandlung gegebenenfalls so früh wie möglich nach
Stellung einer klinisch gesicherten MS-Diagnose begonnen werden