Bisher gibt es keine allgemein gültige Vereinbarung, wann bei einer MS vom Versagen einer eingesetzten Behandlungsmethode gesprochen wird.
Nach dem Vorschlag der bereits erwähnten Gruppe deutschsprachiger MS-Fachleute ergeben sich entsprechende Hinweise, wenn es bei einer schubförmigen MS unter der Behandlung in einem Zeitraum von drei bis sechs Monaten zu einer Zunahme auf der so genannten EDSS-Skala (= Expanded Disability Status Scale; von dem amerikanischen Neurologen Kurtzke entwickelte und manchmal auch nach ihm benannte Skala zur Einschätzung des Ausmaßes einer MS-bedingten Behinderung) bei Ausgangswerten von unter 6 zu einer Zunahme um einen Punkt und bei Ausgangswerten von 6 oder mehr um eine Zunahme um einen halben Punkt kommt. Im Einzelfall ist darüber hinaus stets der Vergleich mit dem Krankheitsverlauf vor Einleitung der jeweiligen Behandlung nützlich.
Außerdem ist es sinnvoll, zwischen einem so genannten primären und sekundären Versagen einer Behandlungsmethode oder Therapieversagen zu unterscheiden. Ein primäres Therapieversagen liegt dann vor, wenn der bisherige Krankheitsverlauf durch eine Behandlung überhaupt nicht beeinflusst wurde.
Bei einem sekundären Therapieversagen kommt es zwar zunächst zu einer Verminderung der Schubzahl oder zu einer Stabilisierung, später stellt sich dann aber die vor Behandlungsbeginn bestehende Krankheitsaktivität beziehungsweise Zunahme von Behinderung wieder ein.