Unter einer so genannten immunmodulatorischen Stufentherapie versteht man ein Behandlungskonzept der MS, bei dem die verschiedenen Medikamente in Abhängigkeit von ihrer Wirksamkeit und Verträglichkeit möglichst gezielt eingesetzt werden. Die bereits erwähnte Gruppe deutschsprachiger MS-Fachleute hat 1999 folgende Vorgehensweise vorgeschlagen und im Dezember 2000 eine erste Ergänzung verfasst, die Anfang 2001 veröffentlicht wurde :
1. Die Schubbehandlung erfolgt steroid-Pulsbehandlung
2. Darüber hinaus erfolgt möglichst früh nach Stellung der Diagnose einer MS bei weiterhin aktivem Verlauf der Behandlungsbeginn mit Immunmodulatoren oder Immunsuppressiva, in erster Linie mit Interferon-beta oder Glatirameracetat.
3. In Abhängigkeit von der individuellen Situation der Betroffenen kommen für die Erst- oder Basisbehandlung auch andere Medikamente wie Azathioprin oder Immunglobuline in Frage.
4. Bei nicht zumutbaren Nebenwirkungen an der Haut bei unter die Haut (subkutan) zu spritzendem Interferon-beta sollte eine Umstellung auf ein in die Muskulatur (intramuskulär) zu spritzendes Interferon-beta oder eines der unter 3. genannten Mittel erfolgen.
5. Bei Versagen einer Erst- oder Basisbehandlung mit Interferon-beta (primärem Therapieversagen; siehe auch vorangegangener Abschnitt) erfolgt entweder eine Umstellung auf ein anderes Präparat mit häufigerer Gabe oder höherer Dosis oder eine Eskalation (Ausweitung) der Behandlung mit Gabe von Immunsuppressiva wie Mitoxantron oder Cyclophosphamid.
6. Nach erfolgter Eskalation der Behandlung und Stabilisierung des (klinischen und im Magnetresonanztomogramm sichtbaren) Krankheitsverlaufs über mindestens ein halbes Jahr sollte wieder eine Umstellung auf eine Basisbehandlung erwogen werden; möglichst in Absprache mit in der MS-Behandlung besonders erfahrenen Zentren.