Eine MS sollte behandelt werden, wenn ausreichend schwere neue Krankheitserscheinungen auftreten oder bestehende sich innerhalb kürzerer Zeit nennenswert verschlimmern. Je mehr Betroffene über ihre Erkrankung wissen, desto genauer werden sie Verschlechterungen im Befinden wahrnehmen. Dabei sind diese oft vom Arzt bei der Untersuchung nicht fassbar (wie »Ameisenlaufem, unbestimmte Gleichgewichtsstörungen und Schwindelerscheinungen), sodass sich die Frage stellt, ob wirklich ein neuer Schub vorliegt.
Zahlreiche körperliche und psychische Faktoren können Beschwerden vorübergehend verschlimmern, und nicht jeder neue Schub hat die gleiche Bedeutung. Es ist in vielen Fällen durchaus sinnvoll und ohne nachteilige Folgen, bei leichten Beeinträchtigungen ohne besondere Therapiemaßnahmen die innerhalb von Tagen oder wenigen Wochen spontan einsetzende Besserung abzuwarten, eventuell unter vorübergehender Schonung. Grundvoraussetzung dabei ist jedoch, dass die Betroffenen bei solchen leichten Verschlechterungen nicht in Panik geraten und dadurch das Ausmaß ihrer Störungen überbewerten.

Jeder akute Schub mit einer deutlichen Beeinträchtigung sollte behandelt werden. Ob dies ambulant oder stationär geschieht, ist in Abhängigkeit von den Beschwerden und der jeweiligen Situation jedes Betroffenen zu entscheiden. Ein leichter Schub mit bekannten Symptomen bei in der Vergangenheit bereits erprobter Wirksamkeit und Verträglichkeit einer Kortikosteroidtherapie sowie begleitender Krankengymnastik kann ambulant behandelt werden.

Bei erstmaliger, hoch dosierter intravenöser Kortisongabe wird wegen der Möglichkeit zwar seltener, aber unter Umständen schwerer Nebenwirkungen zu einer stationären Aufnahme oder zumindest teilstationären Betreuung geraten. Darüber hinaus kommt es während dieser kurzfristigen hoch dosierten Therapie durchaus zu leistungsbeeinträchtigungen als unerwünschte Wirkungen, sodass der Umgang mit den Anforderungen des täglichen Lebens Schwierigkeiten machen kann. Deshalb sollten während eines Schubes auch schwere Belastungen vermieden werden. All dies kann eine kurzfristige stationäre Behandlung sinnvoll machen, auch bei einer nur leichteren Beeinträchtigung. Bei bekannt guter Verträglichkeit sind weitere hoch dosierte Kortikoid-Pulsbehandlungen aber auch ambulant durchführbar. Unabhängig davon besteht in aller Regel Arbeitsunfähigkeit.

Bei einer schwereren Beeinträchtigung wird von vielen Ärzten nach wie vor zu einer stationären Behandlung in einer Neurologischen Klinik geraten. Zwar ist nicht belegt, dass dies zu einer rascheren Rückbildung führt, doch lassen sich die körperlichen und psychischen Probleme des Schubes und der Behandlungsmaßnahmen im Krankenhaus oft besser bewältigen als zu Hause. Meist ist im Fachkrankenhaus auch eine intensivere Krankengymnastik möglich.
Auch wenn man sich zu einer stationären Behandlung entschließt, sollte man mit einer manchmal immer noch zur allgemeinen Schonung empfohlenen Bettruhe so zurückhaltend wie irgend möglich umgehen. Bettruhe ist nur bei sehr schweren Behinderngen erforderlich und sollte selbst dann möglichst früh von einer möglichst intensiven Krankengymnastik mit dem Ziel einer baldigen Mobilisierung begleitet werden.