Grundsätzlich sollte bei einer MS auf eine ausgewogene Ernährung geachtet werden, auch damit keine Mangelzustände entstehen. Darüber hinaus ist eine Gewichtsregulierung günstig, die sowohl Unter- als auch Übergewicht vermeidet. In Europa ist die Nahrung vieler Menschen sowohl zu fett- als auch zu eiweißreich. Fette sollten höchstens rund 25 bis 30 Prozent der gesamten Energiezufuhr ausmachen, wobei zu beachten ist, dass viele Lebensmittel – wie zum Beispiel Nüsse oder Schokolade versteckte Fette enthalten. Auch eine zu fleischreiche Nahrung ist wegen ihres Fettanteils ungünstig. Damit ein wichtiger Teil der allgemeinen Lebensqualität erhalten bleibt, sollten aber gerade Menschen mit einer MS darauf achten, dass ihr Essen möglichst schmackhaft ist. In aller Regel müssen sich MS-Kranke keine besonderen Gedanken um ihre Ernährung machen, wenn sie eine Mischkost mit ausreichend frischem Obst und Gemüse zu sich nehmen.

Im Hinblick auf die Bedeutung spezieller Nahrugsbestandteile haben bei der MS die mehrfach ungesättigten Fettsäuren besonderes Interesse erlangt. Diese werden teilweise auch als »essenziell« bezeichnet, weil sie vom menschlichen Körper nicht hergestellt werden können und deswegen mit der Nahrung zugeführt werden müssen. Im Gegensatz zu gesättigten Fettsäuren enthalten sie so genannte Doppelbindungen und können den Cholesteringehalt im Blut senken. Obwohl manche ungesättigten Fettsäuren – z. B. die so genannte Arachidonsäure – auch die Bildung entzündungs fördernder Botenstoffe fördern kann, wird bei MS allgemein zur Verwendung von pflanzlichen Ölen und Margarine mit einem hohen Anteil dieser Fettsäuren geraten.

In spezielle Ernährungsformen oder Diäten sind bei der MS schon seit vielen Jahrzehnten große Hoffnungen gesetzt worden. Im deutschsprachigen Raum ist die seit den 40er-Jahren des letzten Jahrhunderts propagierte Evers-Diät am bekanntesten, bei der unter der Vorstellung, dass die MS durch den Verzehr denaturierter, also gekochter oder sonst künstlich behandelter Nahrungsmittel entsteht oder zumindest begünstigt wird, vorwiegend rohe Naturprodukte gegessen und getrunken werden. Neben der Diät legte Dr. Evers allerdings auch großen Wert auf eine gesunde Lebensführung. Aus heutiger Sicht ist der hohe Anteil von Ballaststoffen und pflanzlichen Ölen in dieser Diät sicher auch für Menschen ohne MS sinnvoll, während es keine haltbare Begründung für die Empfehlung gibt, auf das Kochen oder bestimmte Lebensmittel wie z. B. Kartoffeln generell zu verzichten. Deswegen wurde die Diät inzwischen auch deutlich modifiziert und modernen Erkenntnissen angepasst. Ein Wirksamkeitsnachweis der Evers-Diät liegt nicht vor.
Der amerikanische Arzt Dr. Swank startete in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts einen sehr konsequenten diätetischen Behandlungsversuch bei MS und veröffentlichte 1990 seine Erfahrungen bei 150 Patienten mit bis zu 35-jähriger Verlaufsbeobachtung. Betroffene mit einer Fettzufuhr unter 20 Gramm am Tag hatten zwar deutlich weniger Schübe (die Schubrate sei von etwa 1 pro Jahr nach 2 Jahren auf 0,2 und nach 5 Jahren auf 0,1 pro Jahr zurückgegangen) und ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich weniger stark als üblich, der entscheidende »Haken« an dieser Untersuchung ist aber, dass es sich nicht um eine plazebokontrollierte Doppelblindstudie handelte und das Ergebnis daher nicht als gesichert angesehen werden kann.

Auch Untersuchungen zur Überprüfung einer möglichen Schutzwirkung von so genannten Carotenoiden oder den Vitaminen C und E kamen nicht zu eindeutigen Schlussfolgerungen. So war beispielsweise behauptet worden, es bestehe eine signifikante Beziehung zwischen dem Erkrankungsrisiko für MS und einer mangelhaften Zufuhr an Vitamin C. Zwei groß angelegte Studien mit jeweils über 80000 amerikanischen Krankenschwestern, deren Ernährungsgewohnheiten sehr genau erfasst und die einer Verlaufs beobachtung über sechs beziehungsweise zwölf Jahre unterzogen wurden, ergaben jedoch keinerlei Zusammenhang mit der Einnahme von Carotenoiden beziehungsweise Vitamin C oder E. Entsprechend entbehren Empfehlungen einer Diät mit Anreicherung der genannten Stoffe jeder wissenschaftlichen Grundlage.

Auch für eine glutenfreie Diät, so genannte allergenfreie Diäten, fleischlose, vegetarische Kost oder Nahrungszusätze wie Öle der Nachtkerze oder gelben Schlüsselblume (englisch: primrose) hat sich bei MS kein Nutzen nachweisen lassen. Schließlich haben sich auch extrem hohe Vitamingaben nicht als wirksam oder sinnvoll erwiesen. Ein Überschuss an wasserlöslichen Vitaminen (z. B. B-Vitamine oder Vitamin C) wird ohnehin rasch wieder mit dem Urin ausgeschieden, und übermäßig gespeicherte fettlösliche Vitamine (A, D, E und K) sind sogar schädlich. Beim Vitamin C besteht ein nützlicher Nebeneffekt in der Ansäuerung des Urins als vorbeugende Maßnahme gegen Harnwegsinfekte.